Grünraumplanung: Etablierung einer „Just-green-enough-Herangehensweise“

Renaturierungsmaßnahmen und Stadtbegrünung tragen nicht nur eine Aufwertung in Bezug auf das Stadtklima und die Biodiversität mit sich, sondern teilweise auch eine Aufwertung des Quartiers. Dies geht einher mit dem Risiko der „grünen Gentrifizierung“, weshalb Curran & Hamilton (2012) die Stadtplanung dazu anhalten, die Gentrifizierungseffekte von grünen Maßnahmen mitzudenken und auf das Nötigste zu begrenzen. Die Autoren betrachteten dabei die Aktivist:innen der Newton Creek Alliance, welche sich zum Ziel setzte, die Nachbarschaft Greenpoint in Brooklyn, New York City von Kontaminierungen der ansässigen Industrien zu befreien und grundsätzlich vielerorts zu renaturieren – ohne jedoch Entwicklungen anzustoßen, die die dortige Industrien durch Luxus-Wohnungen ersetzt.

Diese Herangehensweise beschreiben sie als „just-green-enough“ und wollen damit Strategien und Methoden der Aktivist:innen sammeln, um zu erfahren wie weit Begrünungsmaßnahmen gehen können ohne Entwicklungen der sozialen Ungerechtigkeit und Verdrängung auszulösen.

Zentral dabei ist die Erkenntnis, dass die Verbesserungen ab einem gewissen Grad an Begrünung von den negativen Effekten einer Gentrifizierung aufgeholt werden: Je größer die Grünfläche oder Aufwertungsmaßnahme, desto größer das Risiko der grünen Gentrifizierung. Wird die Fläche „just green enough“ beplant und umgestaltet, können sowohl ökologische als auch soziale Ziele erreicht werden, ohne dass die Wohnungspreise deutlich in die Höhe schießen. Angesichts der Gentrifizierungsentwicklungen stellen informelle Grünräume ein wichtiges Element dar, um unauffällig Grünräume für die Nachbarschaft zu sichern ohne finanzielle Interessen der Investoren zu wecken. Dies können Brachflächen oder Begleitgrün wie auf Eisenbahnverläufen oder Straßengrün sein.

Verwendete und weiterführende Literatur: 

Curran, Winifred und Trina Hamilton 2018. Just Green Enough: Urban Development and Environmental Gentrification. New York: Routledge.

Handlungsschritte

  • Untersuchung des bestehenden Zusammenspiels zwischen Wohnungspreisen und Grünflächen (Qualität und Zugänglichkeit) im lokalen Kontext mit Berücksichtigung weiterer Besonderheiten des Standorts
  • Definierung der eigenen, lokalen „just-green-enough“-Herangehensweise mit Verwaltung und Bürger:innen
  • Erfolgsindikatoren (Key Performance Indicators) für das Projekt festlegen und ggf. stärker bei Sozialer Gerechtigkeit gewichten
  • Einbeziehen in zukünftige Planungen für Natur- und Landschaftsschutz sowie Klimaanpassung

Tipps & Hürden

Tipps:

  • Neben Größe und Qualität der Begrünungsmaßnahmen sind auch lokale Besonderheiten ausschlaggebend dafür, wie gentrifizierungsgefährdet ein Projekt ist. Ggf. sollten daher die Pläne für grüne Maßnahmen angepasst und z.B. ein großer neuer Park in kleinere Begrünungen aufgeteilt und so Begrünung dezentraler gestaltet werden.
  • Lokale grüne Initiativen sollten in die Planungen für Begrünungen miteinbezogen werden und geprüft werden, inwieweit das Ziel Soziale Gerechtigkeit oder die wirtschaftlichen Vorteile für deren Arbeit maßgeblich sind.

Hürden:

  • Die Definition von „just green enough“ ist für jeden Standort und jede entscheidende Person ggf. unterschiedlich, wodurch sich Schwierigkeiten bei der Konsensfindung ergeben könnten.

Kosten

Art der Kosten PersonalkostenSachkosten

Weitere Daten

Monitoring Akzeptanz
Stakeholder Kommunale EigenbetriebeOrtsansässige Industrie- und GewerbebetriebeBevölkerungVereine und Verbände
Fachbereiche alle Fachbereiche
Städte Referenz -
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