Grundhafte Straßensanierung

Dieser Steckbrief wurde von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH erstellt.

Eine grundhafte Straßensanierung bezieht sich auf die vollständige Erneuerung einer Straße, einschließlich der darunterliegenden Struktur und des Oberflächenbelags. In Abgrenzung zur Straßeninstandsetzung, z.B. durch Deckensanierung, wird bei der grundhaften Straßensanierung die gesamte Deck- und Tragschicht aufgenommen und neu gebaut. Dieser grundhafte Eingriff erlaubt maßgebliche Änderungen der Straßenraumaufteilung.

Warum eine Grundhafte Straßensanierung?

Bei der grundhaften Straßensanierung werden die Zuschnitte für Fahrbahnen, Gehwege, Stellplätze, Fahrradwege, Wirtschaftsverkehr, ÖPNV und Grünflächen neu geordnet. Außerdem kann maßgeblich die Höhenabwicklung angepasst werden. Die grundhafte Straßensanierung ist somit besonders geeignet, um öffentliche Räume für den Klimawandel anzupassen. Dies bedeutet vor allem: mehr Grünflächen und Grünvolumen, Versickerung und Rückhalt anstelle von Ableitung sowie Förderung des Umweltverbundes.

Es gibt mehrere Gründe, warum eine grundhafte Straßensanierung erforderlich sein könnte:

  1. Schwere Schäden: Wenn eine Straße durch intensive Nutzung, Witterungseinflüsse, Alterung oder unzureichende Wartung schwer beschädigt wurde, kann eine grundhafte Sanierung notwendig sein, um die Straße wieder sicher und funktionsfähig zu machen.
  2. Strukturelle Probleme: Wenn die Struktur der Straße, einschließlich des Unterbaus und der Tragschicht, nicht mehr stabil oder tragfähig ist, kann eine grundhafte Sanierung erforderlich sein, um die Straße wieder auf einen sicheren und stabilen Zustand zu bringen.
  3. Verbesserung der Verkehrssicherheit: Straßen mit starken Schäden oder Unebenheiten stellen ein Sicherheitsrisiko für Fahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger dar. Eine grundhafte Sanierung kann dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu verbessern und Unfälle zu reduzieren.
  4. Erhöhung der Lebensdauer: Durch eine grundhafte Sanierung kann die Lebensdauer einer Straße verlängert werden, indem sie wieder auf einen guten Zustand gebracht und vor weiterem Verschleiß geschützt wird.
  5. Verbesserung der Fahrqualität: Eine Straße, die stark beschädigt oder uneben ist, führt zu einem unkomfortablen Fahrerlebnis und kann zu Schäden an Fahrzeugen führen. Eine grundhafte Sanierung kann die Fahrqualität verbessern und Fahrzeuge vor Beschädigungen schützen.
  6. Verbesserung Lebensqualität und Umweltqualität: Eine grundhafte Straßensanierung kann in einigen Fällen dazu genutzt werden, die Lebensqualität in einer Stadt oder Gemeinde durch die Schaffung von mehr Grünflächen zu erhöhen, jedoch ist dies nicht der primäre Zweck einer grundhaften Straßensanierung.

Regelungsrahmen

  • DWA-A 138
  • DWA-A 102-2/102-4
  • FLL-Empfehlung Stadtbäume
  • FLL-Empfehlung Versickerungsanlagen
  • FGSV (2002): Empfehlungen für Fußgängerverkehrsanlagen (EFA).
  • FGSV (2002): Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA)
  • FGSV (2012): Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen: RASt 06

Handlungsschritte

Der Prozess der Grundhaften Straßensanierung umfasst normalerweise mehrere Schritte:

  1. Analyse und Planung: Zunächst wird die Straße auf ihren Zustand hin überprüft, um festzustellen, ob eine grundhafte Sanierung erforderlich ist. Aufgrund von Verschleiß, Schäden oder unzureichender Tragfähigkeit kann beschlossen werden, die Straße komplett zu erneuern. Anschließend wird ein Sanierungsplan erstellt, der den Umfang der Arbeiten festlegt.
  2. Abbruch und Entfernung: Die bestehende Straßenoberfläche wird entfernt, einschließlich des Asphalts oder anderer Oberflächenmaterialien sowie der darunterliegenden Schichten wie Schotter, Unterbau und gegebenenfalls auch des Straßenuntergrundes.
  3. Neuaufbau der Straßenstruktur: Nach dem Entfernen der alten Materialien wird die Straßenstruktur neu aufgebaut. Dies kann den Einbau einer neuen Tragschicht, eine verbesserte Entwässerung, die Stabilisierung des Untergrunds sowie gegebenenfalls die Anpassung von Bordsteinen, Gehwegen und anderen Straßenelementen umfassen.
  4. Aufbringen des Oberflächenbelags: Nachdem die Straßenstruktur wiederhergestellt wurde, wird ein neuer Oberflächenbelag aufgebracht. Dies kann Asphalt, Beton oder ein anderer geeigneter Belag sein, der je nach den Anforderungen und Bedingungen der Straße ausgewählt wird.
  5. Abschlussarbeiten: Abschließend werden Markierungen, Fahrbahnmarkierungen und Beschilderungen angebracht, um die Sicherheit und Funktionalität der Straße zu gewährleisten. Gegebenenfalls werden auch landschaftsgestalterische Maßnahmen durchgeführt, um die Umgebung der Straße zu verschönern.

Eine grundhafte Straßensanierung ist oft ein umfangreiches und zeitaufwändiges Projekt, das darauf abzielt, die Lebensdauer und die Verkehrssicherheit einer Straße zu verbessern sowie den Fahrkomfort für die Nutzer zu erhöhen.

Planungsprozesse die eine Grundhafte Straßensanierung nötig sind:

  1. Zustandserfassung im Straßenraum und integriertes Baumanagement: Auslöser für eine grundhafte Straßensanierung ist in der Regel eine Zustandserfassung und – bewertung (ZEB). Diese bewertet den aktuellen bzw. prognostizierten Zustand des Oberbaus einer Verkehrsfläche. Die Ergebnisse der ZEB gehen in das Erhaltungsprogramm für Verkehrsflächen ein. In manchen Kommunen wird bereits ein koordiniertes Baumanagement geführt, in dem die Sanierungsmaßnahmen priorisiert werden. Die Priorisierung wird bei integriertem Baumanagement auch vom Sanierungsbedarf anderer Infrastrukturen, vor allem Kanälen und Leitungen abhängig gemacht. Ein koordiniertes Erhaltungsprogramm für die verschiedenen Infrastrukturen im Straßenraum ist die Grundlage für ein effizientes und ressourcensparendes Sanierungsmanagement. Ziel von grundhaften Straßenraumsanierungen sollte neben einer Neuaufteilung der Verkehre hin zu mehr klimafreundlichen Verkehren (Umweltverbund) auch eine Anpassung an den Klimawandel sein. Hierzu gehören als Ziele die Schaffung von Kühlräumen durch Verschattung und Verdunstung. Beide Aspekte sind vor allem gut wasserversorgten Grünflächen abhängig. Der dezentrale Rückhalt von Niederschlagswasser zur Verdunstung und Versickerung spielt eine große Rolle. Regenwasser muss darüber hinaus im Kontext der Überflutungsvorsorge betrachtet werden. So bietet die grundhafte Straßensanierung die Möglichkeit einen schadlosen Überstau im öffentlichen Raum zu generieren.
  2. Formale Zuordnung des Vorhabens: B-Plan/Planfestellung/ Plangenehmigung/ formlose Verfahren: Wenn Straßen außerhalb des Geltungsbereichs von Bebauungsplanen neu geplant und gebaut werden sollen, gelten für sie die Verfahren der Planfeststellung (§ 72 VwVfG) oder Plangenehmigung (§ 74 Abs. 6 VwVfG), es keine Freistellung davon gibt (§ 74 Abs. 7 VwVfG; (Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz 21.06.2019). Bei grundhaften Sanierungen im Rahmen eines Planfeststellungs- oder Plangenehmigungsverfahren folgen die Handlungsschritte dem jeweiligen Verfahrensablauf. Für den Großteil kommunaler Straßen, für die nicht die Pflicht der Planfeststellung gilt oder die im Geltungsbereich einer städtebaulichen Sanierungs- oder Umbaumaßnahme liegen, ist die Art und Weise der informellen Koordination und Beteiligung ausschlaggebend. Durch die formlose Verfahrensprägung variieren die Handlungsschritte.
  3. Priorisierung und Planung: Je nach Priorisierung werden für einen Straßenraum die Investitions- und Planungskosten in der Haushaltsplanung verankert. Nach ordnungsgemäßer Vergabe läuft die Planung an. Entscheidend ist die frühzeitige Kooperation mit Fachbehörden und Fachabteilungen und eine breit aufgestellte Grundlagenerhebung (vgl. Abbildung 1). Für klimaangepasste, grundhafte Straßenerneuerung empfiehlt sich daher eine intensive „Phase Null“.

Tipps & Hürden

Tipps für eine effektive Straßensanierung:

  • Umfassende Inspektion und Bewertung: Führen Sie eine gründliche Inspektion der Straße durch, um den Zustand, die Ursachen von Schäden und den Umfang der erforderlichen Arbeiten zu ermitteln. Berücksichtigen Sie dabei strukturelle, funktionale und ästhetische Aspekte.
  • Festlegung klarer Ziele und Prioritäten: Definieren Sie klare Ziele für die Straßensanierung, basierend auf den Bedürfnissen der Gemeinde und den Erwartungen der Stakeholder. Priorisieren Sie die Ziele entsprechend ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit.
  • Ganzheitliche Planung: Entwickeln Sie einen umfassenden Plan für die Straßensanierung, der alle erforderlichen Aspekte berücksichtigt, einschließlich Straßenentwurf, Materialauswahl, Entwässerung, Verkehrssicherheit, Umweltverträglichkeit und Budgetierung.
  • Berücksichtigung von Anwohner- und Verkehrsauswirkungen: Kommunizieren Sie frühzeitig mit Anwohnern und Verkehrsteilnehmern über geplante Arbeiten, Umleitungen und zeitliche Einschränkungen. Minimieren Sie Störungen und Verkehrsbehinderungen während der Bauzeit.
  • Effiziente Ressourcennutzung: Optimieren Sie die Ressourcennutzung durch die Auswahl von hochwertigen und langlebigen Materialien, den Einsatz moderner Bautechniken und Maschinen sowie die Vermeidung von Verschwendung und unnötigen Kosten.
  • Qualitätskontrolle und Bauüberwachung: Implementieren Sie strenge Qualitätskontrollmaßnahmen während des gesamten Bauvorgangs, um sicherzustellen, dass die Arbeiten den geltenden Standards und Spezifikationen entsprechen. Führen Sie regelmäßige Inspektionen und Tests durch und reagieren Sie schnell auf etwaige Mängel oder Probleme.
  • Kommunikation und Stakeholder-Engagement: Halten Sie die Stakeholder regelmäßig über den Fortschritt des Projekts auf dem Laufenden und reagieren Sie auf ihre Anliegen und Feedbacks. Eine offene und transparente Kommunikation trägt zur Akzeptanz und Unterstützung des Projekts bei.
  • Langfristige Wartung und Pflege: Planen Sie langfristige Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen ein, um die Lebensdauer der sanierten Straße zu verlängern und ihre Funktionalität und Sicherheit langfristig zu gewährleisten.

Hürden für eine effektive Straßensanierung:

  • Finanzierungshürden: Eine der größten Hürden bei Straßensanierungsprojekten ist oft die Finanzierung. Die Beschaffung ausreichender Mittel für die Planung, Durchführung und Fertigstellung der Straßensanierung kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn die Mittel begrenzt sind oder andere Prioritäten bestehen.
  • Komplexität der Genehmigungsverfahren: Straßensanierungsprojekte erfordern oft eine Vielzahl von Genehmigungen und Zustimmungen von verschiedenen Behörden und Interessengruppen. Die Komplexität dieser Genehmigungsverfahren kann den Planungs- und Umsetzungsprozess verlangsamen und zusätzliche Kosten verursachen.
  • Komplexität der bestehenden Infrastruktur: Die Straßensanierung kann durch die Existenz bestehender Infrastruktur wie unterirdischer Leitungen, Versorgungsleitungen oder alter Straßenbeläge erschwert werden. Die Koordination mit verschiedenen Versorgungsunternehmen und die Vermeidung von Konflikten mit bestehenden Anlagen erfordern sorgfältige Planung und Durchführung.
  • Umwelt- und Naturschutzauflagen: Die Einhaltung von Umwelt- und Naturschutzauflagen kann eine weitere Hürde bei Straßensanierungsprojekten darstellen. Dies umfasst die Berücksichtigung von Umweltauswirkungen, die Sicherstellung des Schutzes von Lebensräumen und geschützten Arten sowie die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften zum Umweltschutz.
  • Technische Herausforderungen: Technische Herausforderungen wie unebenes Gelände, schwierige Bodenverhältnisse, komplexe Entwässerungsprobleme oder die Notwendigkeit von Brücken oder Tunneln können den Straßensanierungsprozess erschweren und zusätzliche Kosten verursachen.

Kosten

Art der Kosten PlanungskostenInvestitionskostenPersonalkostenBeratungskosten
Details

Die Kosten einer klimaangepassten, grundhaften Straßensanierung hängen vom gewählten Flächenzuschnitt, insbesondere den Anteilen von Grünflächen und versiegelten Flächen ab. Die grundhafte Straßensanierung ist in der Regel auch mit Leitungskonflikten konfrontiert. Leitungsumverlegungen können ebenfalls ein erheblicher Kostentreiber sein. Die Angabe von Kosten kann somit nur differenziert nach Flächenart erfolgen

Planungskosten

Die Planungskosten für eine grundhafte Straßensanierung können je nach verschiedenen Faktoren stark variieren, darunter:

  1. Größe und Umfang des Projekts: Die Länge und Breite der zu sanierenden Straße sowie die Anzahl der Fahrspuren beeinflussen die Planungskosten erheblich. Größere Projekte erfordern oft umfangreichere Planungsdokumente und -studien.
  2. Komplexität des Projekts: Die Komplexität der Straßensanierung, einschließlich der vorhandenen Verkehrsbedingungen, der Topografie, der erforderlichen Entwässerungslösungen und der Notwendigkeit von Brücken oder Tunneln, kann die Planungskosten erhöhen.
  3. Umfang der Umweltprüfungen: Wenn Umweltprüfungen wie Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) oder Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) erforderlich sind, um Umweltauswirkungen zu bewerten und zu minimieren, können die Planungskosten steigen.
  4. Notwendigkeit von Entwurfsänderungen: Wenn während des Planungsprozesses Änderungen am Entwurf vorgenommen werden müssen, um den Anforderungen der Genehmigungsbehörden oder der Stakeholder gerecht zu werden, können zusätzliche Kosten entstehen.
  5. Erforderliche Studien und Berichte: Die Durchführung von Studien und Berichten wie Verkehrsstudien, Geotechnikstudien, hydrologische Studien und archäologische Untersuchungen kann zu zusätzlichen Planungskosten führen.
  6. Inflation und Marktfaktoren: Die allgemeine Inflation sowie Marktfaktoren wie die Verfügbarkeit von Ingenieuren, Architekten und anderen Fachkräften können die Planungskosten beeinflussen.
  7. Planungs- und Ingenieurdienstleistungen: Die Kosten für externe Planungs- und Ingenieurdienstleistungen, einschließlich der Honorare für Planer, Ingenieure, Architekten und Berater, sind ein wesentlicher Bestandteil der Planungskosten.

Investitionskosten:

Schlüsselfaktoren, die die Investitionskosten beeinflussen:

  1. Größe und Umfang des Projekts: Die Länge und Breite der zu sanierenden Straße sowie die Anzahl der Fahrspuren beeinflussen die Kosten. Größere Projekte erfordern mehr Materialien und Arbeitsstunden, was zu höheren Investitionskosten führt.
  2. Straßenklassifizierung und Nutzung: Die Art der Straße (z. B. Hauptverkehrsstraße, Nebenstraße) und ihre Verkehrsnutzung (z. B. Schwerverkehr, Fußgängerverkehr) können die Anforderungen an die Straßensanierung und somit die Kosten beeinflussen.
  3. Zustand der vorhandenen Straße: Der Zustand der vorhandenen Straße bestimmt den Umfang der erforderlichen Arbeiten. Eine stark beschädigte oder abgenutzte Straße erfordert möglicherweise mehr umfassende Sanierungsmaßnahmen und damit höhere Investitionskosten.
  4. Art der Sanierungsmaßnahmen: Die gewählten Sanierungsmaßnahmen beeinflussen die Kosten erheblich. Dazu gehören der Austausch des Straßenbelags, die Erneuerung des Straßenunterbaus, die Anpassung von Entwässerungssystemen, die Integration von Geh- und Radwegen sowie die Verbesserung der Straßensicherheit.
  5. Baukosten und Materialpreise: Die Kosten für Baustoffe wie Asphalt, Beton, Pflastersteine und Entwässerungssysteme sowie die Arbeitskosten für Bauarbeiter und Maschinen können je nach Standort und Marktfaktoren variieren.
  6. Kosten für Planung und Überwachung: Die Kosten für Planungsdienstleistungen, Ingenieurleistungen, Bauleitung und Bauüberwachung sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtinvestitionskosten einer grundhaften Straßensanierung.

Weitere Daten

Monitoring UmfrageKlimaspaziergang
Stakeholder AnwohnendeWasserbehördeNaturschutzbehördeStraßenbaubehördeKlimabeauftragteVerkehrsbetriebeLeitungsträger
Fachbereiche EntwässerungStraßenbauGrünflächenStadtplanung
Städte Referenz -
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