Starkregengefahrenkarte

Dieser Steckbrief wurde von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH erstellt.

Starkregengefahrenkarten sind wichtige Instrumente zur Erfassung und Kommunikation von Informationen über das Risiko von Starkregenereignissen in einer bestimmten Stadt/Gemeinde/Region. Starkregengefahrenkarten dienen dazu, die Öffentlichkeit zu schützen, Schäden zu minimieren, Ressourcen effektiver zu nutzen und das Verständnis für Starkregenereignisse zu fördern. Sie sind ein wichtiges Instrument in der Risikobewertung und -bewältigung im Zusammenhang mit extremem Wetter.

Was ist eine Starkregengefahrenkarte?

Eine Starkregengefahrenkarte ist eine spezielle Art von Karte, die Informationen über das Risiko von Starkregenereignissen in einer bestimmten Region darstellt. Diese Karten werden in der Regel von Meteorologie- und Umweltbehörden, Gemeinden oder anderen relevanten Institutionen erstellt und veröffentlicht. Hier sind die Hauptmerkmale und Informationen, die auf einer Starkregengefahrenkarte zu finden sein können:

  • Starkregenrisikogebiete: Die Karte zeigt die Gebiete an, die besonders anfällig für Starkregenereignisse sind. Diese Bereiche können aufgrund von topographischen Gegebenheiten, historischen Wetterdaten oder anderen Faktoren als besonders gefährdet identifiziert worden sein.
  • Starkregenintensität: Die Karte kann verschiedene Stufen der Starkregenintensität kennzeichnen. Dies ermöglicht es den Betrachtern, die erwartete Menge an Regen in verschiedenen Teilen der Region abzuschätzen.
  • Gefahrenzonen: In einigen Fällen können Starkregengefahrenkarten auch Gefahrenzonen ausweisen, die auf möglichen Auswirkungen von Starkregen basieren. Dies können Überschwemmungsgebiete, Erdrutschgefahrenzonen oder andere Risikobereiche sein.
  • Warnhinweise und Symbole: Die Karte kann Warnhinweise und Symbole enthalten, die auf die Bedeutung der verschiedenen Bereiche hinweisen. Zum Beispiel können Gebiete mit erhöhtem Starkregenrisiko durch Farbcodes oder Symbole hervorgehoben werden.
  • Legende und Erklärungen: Eine Legende oder Erklärungen auf der Karte helfen den Benutzern, die dargestellten Informationen zu verstehen. Dies kann Begriffe und Farbcodes erläutern und Anleitungen zur Nutzung der Karte bieten.
  • Aktualisierungen und Zeitstempel: Es ist wichtig, dass Starkregengefahrenkarten regelmäßig aktualisiert werden, um aktuelle Informationen wiederzugeben. Die Karte sollte einen Zeitstempel oder eine Angabe darüber enthalten, wann sie erstellt oder zuletzt aktualisiert wurde.

Warum eine Starkregengefahrenkarte?

Es gibt mehrere Gründe, warum solche Karten erstellt und verwendet werden:

  • Frühwarnung: Starkregen kann zu plötzlichen Überschwemmungen und anderen gefährlichen Situationen führen. Starkregengefahrenkarten ermöglichen es den Behörden, die Öffentlichkeit frühzeitig zu warnen und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zu ergreifen.
  • Schutz der Bevölkerung: Durch die Bereitstellung von Informationen über potenzielle Starkregengefahren können die Bewohner dazu ermutigt werden, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und sich in Sicherheit zu bringen, wenn dies notwendig ist.
  • Schadensminderung: Unternehmen, Gemeinden und Individuen können die Informationen auf den Karten nutzen, um ihre Infrastruktur und Gebäude besser vor Starkregenschäden zu schützen. Dies kann dazu beitragen, finanzielle Verluste und persönliche Gefahren zu minimieren.
  • Ressourcenmanagement: Städte und Gemeinden können Starkregengefahrenkarten nutzen, um Ressourcen effektiver zu verwalten und bei Bedarf Maßnahmen wie Straßensperrungen oder Evakuierungen zu koordinieren.
  • Stadtplanung: Städte können die Informationen auf Starkregengefahrenkarten in ihre Stadtplanung einbeziehen, um die Anfälligkeit gegenüber Starkregen zu minimieren. Dies kann die Schaffung von Entwässerungssystemen, die Anpassung von Bauvorschriften und die Entwicklung von Überschwemmungsgebieten beeinflussen.
  • Forschung und Analyse: Starkregengefahrenkarten dienen auch als Grundlage für die wissenschaftliche Forschung und Analyse von Starkregenereignissen. Dies kann dazu beitragen, das Verständnis für diese Ereignisse zu vertiefen und zukünftige Gefahren besser vorherzusagen.

Mustergliederung

Die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte erfordert eine strukturierte Herangehensweise und Planung. Hier ist eine Mustergliederung, die als Leitfaden für die Entwicklung einer solchen Karte verwendet werden kann:

  1. Einleitung
    1. Hintergrundinformationen: Eine Einführung in das Projekt und die Notwendigkeit einer Starkregengefahrenkarte.
    2. Zielsetzung: Klare Angabe der Ziele und Zwecke der Karte.
  2. Datensammlung und -beschaffung
    1. Meteorologische Daten: Beschreibung der verwendeten meteorologischen Datenquellen
    2. Geografische Daten: Informationen über topographische Daten, Gewässerläufe, Siedlungsstrukturen und andere geografische Informationen.
    3. Bodenbeschaffenheitsdaten: Beschreibung der Bodenbeschaffenheitsdaten, die für die Modellierung verwendet werden.
    4. GIS-Daten: Informationen über geografische Informationssysteme (GIS) und verwendete GIS-Software.
  3. Risikobewertung und Modellierung
    1. Modellentwicklung: Erläuterung der entwickelten Modelle zur Vorhersage von Starkregenereignissen.
    2. Modellvalidierung und Kalibrierung: Beschreibung der Methoden zur Validierung und Kalibrierung der Modelle.
    3. Bewertung der Starkregengefahren: Ergebnisse der Risikobewertung, einschließlich identifizierter Risikobereiche und -niveaus.
  4. Starkregengefahrenkarte
    1. Kartenlegende: Eine klare Erläuterung der auf der Karte verwendeten Symbole und Farbcodes.
    2. Kartenelemente: Beschreibung der Elemente auf der Karte, einschließlich Intensitätsebenen, Gefahrenzonen und betroffener Gebiete.
  5. Risikominderung und Vorsorge
    1. Empfehlungen zur Risikominderung: Maßnahmen und Empfehlungen zur Reduzierung der Gefahren und zur Erhöhung der Resilienz der Gemeinschaften.
    2. Notfallpläne: Die Entwicklung von Notfallplänen im Hinblick auf Starkregenereignisse.
  6. Aktualisierung und Wartung
    1. Aktualisierungsplan: Plan zur regelmäßigen Aktualisierung der Starkregengefahrenkarte.
    2. Wartungsmaßnahmen: Verfahren zur Überprüfung und Wartung von Daten, Modellen und Analysen.
  7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
    1. Zusammenfassung der Ergebnisse: Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse der Starkregengefahrenkarte.
    2. Schlussfolgerungen: Schlussfolgerungen und Empfehlungen für zukünftige Maßnahmen.
  8. Anhänge
    1. Datenquellen und Referenzen: Eine Liste der verwendeten Datenquellen und Referenzmaterialien.
    2. Kartenzusätze: Zusätzliche Karten oder Grafiken, die die Informationen auf der Starkregengefahrenkarte unterstützen.

Diese Mustergliederung dient als Leitfaden, kann jedoch je nach den spezifischen Anforderungen und Gegebenheiten Ihrer Region angepasst werden. Die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte erfordert eine gründliche Planung, Datenanalyse und Kommunikation, um sicherzustellen, dass die Informationen effektiv genutzt werden können, um das Risiko von Starkregenereignissen zu minimieren.

 

Beispiel

Ein Beispiel einer Starkregengefahrenkarte ist die über das Geoportal des Landes Hamburg öffentlich zugängliche Karte. Diese wurde für Teilbereiche der Stadt schon erstellt. Weitere sind in Bearbeitung. Bei dieser Karten wurden verschiedene Szenarien gerechnet:

  • Intensiver Starkregen (T=30a)
  • Außergewöhnlicher Starkregen (T=100a)
  • extremer Starkregen (100mm/h)

In der Karte werden die zu erwartenden maximalen Wassertiefen und die Fließgeschwindigkeiten dargestellt.

Quelle: https://www.hamburg.de/starkregengefahrenkarte/

Handlungsschritte

  1. Ziele und Zielgruppe festlegen:
    1. Was soll die Starkregengefahrenkarte leisten können?
    2. Soll die Karte Bürger*innen, Unternehmen, Planer*innen, oder der Stadtentwässerung helfen, sich auf Starkregenereignisse vorzubereiten?
    3. Soll es eine Gefahrenkarte, Gefährdungskarte oder Hinweiskarte werden?
  2. Analysemethode bestimmen:
    1. Wie detailliert muss die Starkregengefahrenkarte sein, um das Ziel und die Zielgruppe zu erreichen?
    2. Reicht eine topographische Analyse oder eine statistische Volumenberechnung?
    3. Braucht es ein kostenintensives Abflussmodell mit 2D oder 3D Oberflächenkartierung oder ein gekoppeltes Modell?
    4. Welche Orte sind besonders exponiert? Wo lohnen sich detailliertere Modelle?
  3. Bestehende Daten finden:
    1. Gibt es bereits höherskalierte Gefährdungskarten beispielsweise durch das Bundesland oder auf Bundesebene für das betroffene Gebiet?
    2. Welche Daten gibt es bereits als Grundlage für die Modellierung?
  4. Verantwortliche in der Verwaltung identifizieren und proaktiv einbinden:
    1. Wer kann die Erstellung unterstützen?
    2. Gibt es innerhalb der Kommune genügend fachliche Expertise, die Modellierung eigenständig durchzuführen?
    3. Braucht es fachliche Beratung durch Externe?
  5. Datensammlung und Analyse durchführen:
    1. Welche Meilensteine sollten wann erreicht werden?
    2. Was gilt es bezüglich des Datenschutzes zu beachten?
  6. Risikobewertung umsetzen:
    1. Welche Risiken ergeben sich aus der Analyse?
    2. Wo sollte die Kommune prioritär handeln?
  7. Karten erstellen:
    1. Wie werden die Risiken dargestellt?
    2. Welche Farben zeigen die Überflutung? Nur blaue Farben, um den Wasserbezug herzustellen? Dunklere Farben für stärkere Gefährdung? Rote Farben um die Gefährdung herauszustellen?
    3. Wie detailliert sollten die Ergebnisse veröffentlicht werden?
  8. Öffentliche Kommunikation suchen:
    1. Wie können die Bürger*innen frühzeitig mit eingebunden werden?
    2. Wie kann eine Balance zwischen Sensibilisierung für die Risiken und Überforderung / Ablehnung der Maßnahme erreicht werden?
    3. Welche Maßnahmen werden den Bürger*innen vorgestellt?
    4. Wie wird mit steigenden Elementarversicherungsbeiträgen umgegangen?
  9. Frühwarnsysteme verbessern:
    1. Wie wird die Karte für Frühwarnsysteme genutzt?
    2. Welche Gebiete sollten zuerst vor Starkregen gewarnt werden?
    3. Wie können die Wetterwarnung von DWD mit der Gefahrenkarte verknüpft werden?
  10. Risikominderung und Vorsorge betreiben:
    1. Welche Maßnahmen können getroffen werden, um die Risiken zu minimieren?
    2. Was können Anwohner*innen tun, um das eigene Risiko zu minimieren? Wie kann dahingehend aufgeklärt werden?
    3. Wie muss die Raumplanung angepasst werden, um auf die Risiken zu reagieren? Gibt es Bereiche, die besser nicht bebaut werden sollten?
  11. Aktualisierung und Wartung sicherstellen:
    1. Wer übernimmt die langfristige Aktualisierung, Wartung und Sicherstellung der Zugänglichkeit der Karten?
    2. Welche Änderungen im Stadtbild können zu einer Veränderung der Risiken führen?
  12. Bildungsformate und Schulungen konzipieren und durchführen:
    1. Wie können Gemeindevertreter, Bevölkerung und andere Interessensgruppen auf die Starkregengefahren aufmerksam gemacht werden?
    2. Wer übernimmt die Schulungen? Wer konzipiert die Formate? Wer führt sie durch?

Tipps & Hürden

Tipps

  • Multidisziplinäres Team: Stellen Sie sicher, dass Ihr Team über Fachleute aus verschiedenen Disziplinen verfügt, einschließlich Meteorologen, Hydrologen, Geographen, GIS-Spezialisten und Ingenieuren. Die Kombination verschiedener Perspektiven ist entscheidend.
  • Qualitätsdaten verwenden: Verwenden Sie hochwertige und aktuelle Daten, einschließlich historischer Niederschlagsdaten, topographischer Informationen und Bodenbeschaffenheitsdaten. Die Genauigkeit Ihrer Karte hängt stark von den verwendeten Daten ab.
  • Validierung und Kalibrierung: Stellen Sie sicher, dass die Modelle und Analysen, die zur Erstellung der Karte verwendet werden, validiert und kalibriert sind. Dies hilft, die Genauigkeit der Vorhersagen zu verbessern.
  • Kommunikation mit Interessenvertretern: Arbeiten Sie eng mit Gemeindevertretern, Katastrophenschutzbehörden und anderen Interessenvertretern zusammen, um sicherzustellen, dass die Karte ihren Bedürfnissen entspricht und effektiv genutzt werden kann.
  • Benutzerfreundlichkeit: Gestalten Sie die Starkregengefahrenkarte benutzerfreundlich, sodass die Informationen leicht verständlich und zugänglich sind. Eine klare Legende und Erläuterungen sind wichtig.
  • Regelmäßige Aktualisierung: Planen Sie die regelmäßige Aktualisierung der Karte ein, um sicherzustellen, dass die Informationen immer auf dem neuesten Stand sind und sich ändernde Gefahren berücksichtigt werden.

Hürden:

  • Datenverfügbarkeit: Die Beschaffung qualitativ hochwertiger und aktueller Daten kann eine Herausforderung sein. In einigen Regionen sind solche Daten möglicherweise nicht leicht verfügbar.
  • Modellkomplexität: Die Entwicklung von Modellen zur Vorhersage von Starkregenereignissen kann sehr komplex sein und erfordert Fachwissen in Meteorologie und Hydrologie.
  • Finanzielle Ressourcen: Die Erstellung und Wartung einer Starkregengefahrenkarte erfordert finanzielle Ressourcen für die Datenerfassung, Modellierung und Schulung.
  • Kommunikation und Akzeptanz: Die Akzeptanz und das Verständnis der Karte durch die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger können eine Herausforderung darstellen. Die Informationen müssen effektiv kommuniziert werden.
  • Klimawandelfaktoren: Der Klimawandel kann die Intensität und Häufigkeit von Starkregenereignissen beeinflussen, was die Modellierung und Vorhersage komplizierter macht.

Die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte erfordert daher nicht nur technisches Know-how, sondern auch die Überwindung von verschiedenen Herausforderungen, um qualitativ hochwertige und nützliche Informationen bereitzustellen, die zur Risikominderung und zum Schutz der Bevölkerung beitragen.

Kosten

Art der Kosten Datenerfassung und -beschaffungModellierung und AnalyseSoftware und TechnologieFachexpertenDatenvalidierung und -kalibrierung
Details

Die Kosten für die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte können erheblich variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe der Region, die Genauigkeit der benötigten Daten, die Komplexität der Modellierung und die gewünschte Aktualisierungsrate. Hier sind einige der Hauptkostenfaktoren, die bei der Budgetierung für eine Starkregengefahrenkarte berücksichtigt werden sollten:

Datenerfassung und -beschaffung: Dies umfasst die Kosten für die Beschaffung von meteorologischen Daten, topographischen Daten, Bodenbeschaffenheitsdaten und geografischen Daten (z. B. GIS-Daten). Die Qualität und Aktualität dieser Daten beeinflussen die Kosten erheblich.

Modellierung und Analyse: Die Entwicklung von Modellen zur Vorhersage von Starkregenereignissen erfordert Fachwissen in Meteorologie, Hydrologie und GIS-Analyse. Die Kosten sind abhängig von der Komplexität der Modelle und der Anzahl der durchzuführenden Analysen.

Software und Technologie: Die Kosten für die Lizenzierung von GIS-Software, hydrologischer Software und anderen technologischen Tools zur Erstellung und Aktualisierung der Karte müssen berücksichtigt werden.

Fachexperten: Die Arbeit von Fachleuten, darunter Meteorologen, Hydrologen, Geographen und GIS-Spezialisten, ist entscheidend. Die Gehälter und Honorare für diese Experten müssen in das Budget aufgenommen werden.

Datenvalidierung und -kalibrierung: Um sicherzustellen, dass die erstellte Karte genaue Vorhersagen trifft, sind Validierungs- und Kalibrierungstests erforderlich. Dies kann zusätzliche Kosten verursachen.

Weitere Daten

Monitoring Abruf von Informationsmaterial (z.B. digitale Merkblätter)Erhöhte Resilienz bezüglich ExtremereignissenFolgemaßnahmen
Stakeholder AnwohnendeUnternehmenKommunalpolitikGeodateninstanzen Land/BundVersicherungen
Fachbereiche Alle Fachbereiche/Je nach VerfahrenGeoinformationGeodatenportalUmweltamtBauamtFeuerwehr und Katastrophenschutz
Städte Referenz Hamburg
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